Leitungswasserqualität

Die EU überwacht die Qualität von Trinkwasser und Badestränden in den Mitgliedsstaaten. Bei Qualitätsvergleichen erfüllten die Leitungswasserproben aus allen Ländern die EU-Qualitätsanforderungen zu 99-100 %.[1]

Die Ende der neunziger Jahre verabschiedete Richtlinie über die Qualität des für den menschlichen Gebrauch vorgesehenen Wassers (98/83/EG) dient dem Ziel, durch Sicherstellung der Reinheit des Wassers die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Die in ihr festgelegten Qualitätsanforderungen betreffen sowohl mikrobiologische als auch chemische Variablen. Die mikrobiologische Qualität des Trinkwassers hat unmittelbare Auswirkung auf die Gesundheit der Konsumenten. Die Wirkung von Chemikalien und anderen Fremdstoffen hingegen tritt meist nicht in Form aggressiver Epidemien in Erscheinung, sondern erst infolge längerfristiger Einwirkung. Die Grenzwerte der Richtlinie sind jedoch in beiden Fällen so definiert, dass auch der langfristige Gebrauch des Wassers keine Gesundheitsschäden verursachen kann.

Mit Ausnahme von Holland wird dem Trinkwasser in allen europäischen Ländern Chlor beigegeben. Auch sämtliche finnischen Oberflächen- sowie viele der Grundwasserwerke wenden dieses Desinfektionsverfahren an. Für die Lebensmittelindustrie haben Chlorverbindungen (Natriumhypochlorit, Chlordioxid, Chloramine) Vor- und Nachteile: der eventuelle Nebengeschmack ist unerwünscht, aber sie verhindern die schädliche Wirkung von Mikroben.

Die mikrobiologische Qualität des Leitungswassers ist in ganz Europa gut. Gesundheitsschädliche Mikroben werden schon bei der Reinigung des Rohwassers eliminiert. Der EU-weite Qualitätsvergleich basiert auf den Variablen, die auf Grundlage der Wasserqualitätsrichtlinie überwacht werden. Beispielsweise ist der Grenzwert für Pflanzenschutzmittel sehr streng (0,10 μg/l), zumal er auch unter ökologischen Gesichtspunkten definiert wurde. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bestünde erst dann eine Gesundheitsgefahr, wenn sich die Schadstoffgehalte auf ein Vielfaches der EU-Grenzwerte beliefen.

Die Grenzwerte werden in sämtlichen Mitgliedstaaten zu nahezu 100 % eingehalten. Pflanzenschutzmittelrückstände werden in den EU-Ländern im Rahmen der allgemeinen chemischen Qualitätsanforderungen untersucht. Das finnische Untersuchungsmaterial von 2015 wies hinsichtlich dieser Mittel keinen einzelnen Fall einer Grenzwertüberschreitung vor.

Falls neben Mikroben auch die Rückstände von Süßstoffen, Medikamenten, Brandschutzmitteln und anderen Chemikalien untersucht würden, stünde Finnland im internationalen Vergleich mit Sicherheit noch besser da, schon deswegen, weil diese Werte im direkt mit der pro Kopf der Bevölkerung verfügbaren Wassermenge korrelieren.

Einhaltungsquoten auf nationaler Ebene in den Mitgliedstaaten (2011-2013)

Mikrobiologische Parameter Chemische Parameter Indikatorparameter*
Österreich 99,84 99,9 99,6
Belgien 99,75 99,9 99,1
Bulgarien 99,25 99,5 99,3
Zypern 99,01 99,9 96,3
Tjeckien 99,91 99,9 99,2
Deutschland 99,88 99,9 99,7
Dänemark 99,8 99,8 98,6
Estland 99,99 99,8 99,1
Spanien 99,62 99,8 99,4
Finland 100 99,9 99,6
Frankreich 99,84 99,8 99,4
Griechenland 99,64 99,9 99,5
Ungern 99,71 98,6 97,1
Irland 99,97 99,5 99,3
Italien 99,2 99,6 99,6
Litauen 100 99,3 99
Luxembourg 99,77 100 99,5
Lettland 99,92 100 98,7
Malta 100 99,9 90,1
Niederlande 99,97 100 100
Poplen 100 100 99,8
Portugal 99,57 99,9 99,3
Rumänien 99,69 99,7 99,2
Schweden 99,94 100 99,1
Slowenien 99,25 100 98,7
Slowakei 99,52 100 99,4
Vereinigtes Königreich 99,98 99,9 99,9

Quelle: Synthesebericht zur Qualität des Trinkwassers in der Union auf der Grundlage der Prüfung der Berichte der Mitgliedstaaten für den Zeitraum 2011-2013. pp. 12-13, Link zum Bericht *ausgenommen Geruch, Geschmack, Färbung und Trübung

Badewasserqualität

Infolge der Industrialisierung im 20. Jahrhundert litt auch das finnische Oberflächenwasser in den sechziger Jahren unter erheblichen Qualitätsbeeinträchtigungen.  Dank sachgerechter Abwasseraufbereitung hat sich die Situation seither erheblich verbessert, aber die finnischen Ostseestrände erzielten im vierjährigen Vergleich der mikrobiologischen Qualität nur Durchschnittswerte und lagen in etwa gleichauf mit Schweden, Polen und den baltischen Ländern. Damit bleiben die an den Meeresküsten gelegenen Badestrände derzeit hinter den vorbildlichen Ergebnissen der finnischen Binnengewässer zurück. Die Qualitätsabstufungen der Badewasserrichtlinie (2006/7/EG) lauten hervorragend, gut, befriedigend und schlecht.

An finnischen Stränden kann bereits ein einziger Verschmutzer nachweisliche Auswirkung auf den Mikrobengehalt des Badewassers haben. Die Wassermenge der Ostsee ist z.B. im Vergleich zum Mittelmeer deutlich geringer und die Wasserzirkulation an den Stränden zeitweise nur geringfügig. Aus diesem Grunde haben beispielsweise große Forstbetriebe mittlerweile sehr strenge Grenzwerte und Wasseraufbereitungsvorschriften zu erfüllen. Dank dieser Maßnahmen hat sich der relative Einfluss der Großverschmutzer auf die Wasserqualität verringert, wodurch sich andererseits der Anteil individueller Kleinbetriebe wie z.B. Bauernhöfe vergrößern kann.

Die Wasserqualität der Badestrände an den finnischen Seen und Flüssen ist hervorragend. Der landesweite Gesamtdurchschnitt wird jedoch  durch die schlechten Werte einzelner Meeresstrände beeinträchtigt.

Für einige der finnischen Badestrände liegt derzeit noch keine Klassifizierung vor, entweder weil die Qualität des Wassers noch nicht lange genug überwacht wird  (Mindestdauer vier Sommer) oder infolge von Unzulänglichkeiten bei der Probenentnahme.

Die an der Küste liegenden Badestrände werden als Meeresgebiete eingestuft. Die EU-Grenzwerte für Meerwasser sind strenger als für Binnengewässer, da Mikroben in Salzwasser schneller absterben. Die unterschiedlichen Situationen der Mittelmeer-, Atlantik- und Ostseestrände spiegelt sich in den Ergebnissen der jeweiligen Anrainerstaaten wider.

Ergebnisbeeinflussende Faktoren sind außerdem Streuung, wiederholte Probenentnahme am selben Ort sowie vorübergehende Qualitätsschwankungen wie höhere Verschmutzung der Küstengewässer infolge von Überflutung nach starken Regenfällen.

Wasserqualität europäischer Badestrände (% der Strände mit hervorragender Wasserqualität)

Quelle: European Commission and Euroopan Environment Agency, Report European bathing water quality in 2016, Link zum Bericht

 

Qualität des Grundwassers

Nitrate können über Dünge- und anderweitige stickstoffhaltige Mittel, aus kommunalen Abwässern oder durch Trockenlegung von Sümpfen in Gewässersysteme geraten. Stickstoff ist einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe und normalerweise nur in geringfügiger Menge im Wasser vorhanden. Zuviel Stickstoff im Wasser trägt zur Überwucherung der Gewässer bei.

Nitrat im Grundwasser europäischer Länder, mg NO3/l

 

Quelle: European Environment Agency, Groundwater – nitrate, Link Hinweis: Die Datensätze werden als Durchschnitt der jährlichen Mittelkonzentrationen europäischer Grundwasservorkommen, Fluss- und Seewassermessstationen berechnet. Inbegriffen sind nur vollständige Serien nach Inter-/Extrapolation (siehe Indikatorspezifikation). Die Anzahl der erfassten Grundwasservorkommen pro Land ist in Klammern angegeben: 2000-2012: Europa gesamt (1242) , Belgien (38), Bulgarien (42), Dänemark (108), Deutschland (217), Estland (27), Finnland (34), Frankreich (220), Großbritannien (127), Irland (89), Italien (7), Liechtenstein (1), Litauen (3), Luxemburg (3), Malta (2), Niederlande (9), Norwegen (1), Österreich (14), Portugal (10), Schweiz (30), Serbien (21), Slowakei (10), Slowenien (4), Spanien (158), Tschechien (63), Zypern (4).

Europaweite Vergleichsstatistiken über den Nitratgehalt im Grundwasser wurden bislang nur von der Umweltbehörde EEA (European Environment Agency) erhoben, zuletzt im Zeitraum 2000-2012. Die Berechnungen beruhen auf den Durchschnittswerten aus maximal einigen Dutzend Entnahmestellen je Land. In Finnland war die Anzahl der Messpunkte mit nur 34 zu niedrig, um ein realistisches Bild zu liefern,  und exaktere Untersuchungen wären wünschenswert.

Die geologischen Bedingungen Finnland unterscheiden sich im Hinblick auf das Grundwasser erheblich von den mitteleuropäischen. In anderen Ländern finden sich große zusammenhängende Grundwasservorkommen, aus deren Ergebnissen sich zuverlässige Durchschnittswerte errechnen lassen. In Finnland wurden bisher bereits nahezu 6000 Grundwassergebiete von der Umweltadministration unter wasserwirtschaftlichen Gesichtspunkten kartiert. Davon sind rund 36 % wichtig für die Trinkwasserversorgung (Klasse I) und 28 % weitere geeignet (Klasse II). Die übrigen wurden unter Sonstige (Klasse III) eingestuft. Die Grundwasservorkommen sind auf das ganze Land verteilt. Von der finnischen Ackerfläche (23 154 km²) befinden sich etwa 5,6 % (1293 km²) innerhalb von versorgungstechnisch wichtigen bzw. geeigneten Grundwassergebieten (Klassen I und II, insgesamt 10 019 km², Grundwasserregister POVET 06/16). Umgekehrt bedeutet dies, dass sich rund 13 % der versorgungstechnisch wichtigen bzw. geeigneten Grundwassergebiete (Klassen I und II) unter Ackerland befinden.[2]

Das finnische Grundwasser ist im Allgemeinen von guter Qualität. Die einzelnen Grundwasservorkommen sind jedoch relativ klein und flach, was sie besonders anfällig macht für Umweltveränderungen.[3] Auch die schützende Bodenschicht über dem Grundwasser ist in den meisten Gebieten verhältnismäßig dünn.

Ein Teil der finnischen Grundwasservorkommen befindet sich im Einflussbereich landwirtschaftlicher Betriebe. Die Belastung des Grundwassers in Agrarregionen wurde zuletzt im Zeitraum 2012-2015 vom finnischen Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Forschungsinstitut SYKE anhand von 145 betroffenen Standorten untersucht. An mehr als 95 % dieser Orte lag der Mittelwert unter 25 mg/l; der Gesamtdurchschnitt dieser Durchschnittswerte betrug 7,75 mg/l. In vollständig oder weitgehend naturbelassenen Vergleichsgebieten (59 Standorte, Zeitraum 2012–2015) lag der durchschnittliche Nitratgehalt nur bei 1,06 mg/l. Der Unterschied zwischen landwirtschaftlich genutzten und naturbelassenen Gebieten ist somit deutlich, aber insgesamt sind die Nitratwerte im Grundwasser in den letzten Jahren stabil geblieben.[4] Im Vergleich mit den meisten anderen Regionen Europas wiesen die untersuchten finnischen Grundwasservorkommen nur geringe Nitratwerte auf (Mitikka et. al., 2017, S 34).

Wasserreserven

Der Wasserverbrauch in der EU wird auf Landesebene verfolgt. Der sogenannte Wassernutzungsindex bezeichnet den landesweiten Wasserverbrauch im Verhältnis zum Gesamtsüßwasservorrat des Landes unter Berücksichtigung des langjährigen Durchschnittsunterschiedes zwischen Niederschlägen und Verdunstung (Long Term Average Annual, LTAA) und unter Einbeziehung von sowohl Grund- als auch Oberflächenwasser.  Als Grenze zwischen nachhaltiger Wassernutzung und Wasserknappheit gilt ein Indexwert von 20 %, der Grenzwert für ernsthaften Wassermangel ist 40 %.[5] Die Materialien der europäischen Umweltbehörde zeigen die Wassernutzungsstatistik (WEI) für den Zeitraum 2002-2014 nach den wichtigsten Gewässerregionen gegliedert. Die Werte für die Einzugsgebiete der größten europäischen Flüsse schwankten in diesem Zeitraum zwischen 0-40 %, wobei die höchsten Werte aus den Mittelmeerländern sowie aus vereinzelten mitteleuropäischen Flusseinzugsgebieten stammten.[6] In Finnland werden jährlich 3 % der Süßwasservorräte verbraucht, in einigen mittel- und südeuropäischen Regionen dagegen zwischenzeitlich 30-50 %. Besonders gemessen an der Bevölkerungszahl ist der Wassernutzungsgrad in Finnland sehr niedrig.

Süßwasserressourcen pro Einwohner in den EU-Mitgliedsstaaten — Langzeitdurchschnitt (1 000 m³/Einwohner)

Quelle: Eurostat, Water statistics, Figure 2, Link zur Seite

Wassernutzung

In Finnland wurde 2017 eine detaillierte Wassergesamtrechnung aufgestellt[7], die insgesamt etwa 200 Branchen der gesamten Volkswirtschaft umfasst – von Urproduktion über Industrie und Dienstleistungssektor bis zu Privathaushalten. Dies ist europaweit die erste präzise Aufstellung des Wasserverbrauchs mit Untergliederung nach Rohwasserquelle sowie Nutzungsort und -zweck. Eine solche Wasserbuchhaltung in Ergänzung der bereits vorhandenen Erhebungen zur Nutzung von Energie und anderen natürlichen Ressourcen ist bei Eurostat schon lange im Gespräch, wurde jedoch wegen des damit vorhandenen Arbeitsaufwands bislang nicht zur Vorschrift für die Mitgliedsstaaten. In früheren Kartierungen dieser Art, u.a. aus Australien, den Niederlanden, Schweden und Dänemark, wurden die Verbrauchsgruppen nur nach maximal 30 Geschäftsfeldern unterschieden.

Die Wassergesamtrechnung liefert wichtige Grundlagen für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu Themen wie Wasserwert, Gewässerbelastung, Nutzwasserallokation und wirtschaftliche Steuerungsmittel. Das Material gibt Aufschluss darüber, wie viel Oberflächen- und Grundwasser in Finnland für welche Zwecke genutzt wird – Haushalte, Industrieprozesse, Kühlung und Bewässerung – und wie sich die Wassernutzung auf unterschiedliche Bereiche der Volkswirtschaft aufteilt. Beispielsweise zählt die Lebensmittelwirtschaft zu Finnlands wasserintensivsten Sektoren: die Erzeugung von Nahrungsmitteln erfordert viel Wasser je Euro Warenwert. Die Wassergesamtrechnung hilft dabei, hinsichtlich des Wasserverbrauchs konkrete Ziele zu setzen und diese zu überwachen.

Die Reichhaltigkeit der Wasservorräte Finnlands erleichtert ihre nachhaltige Nutzung. Dies macht Finnland zu einem sinnvollen Standort für wasserintensive Wirtschaftsformen wie beispielsweise den Gemüseanbau.  Der Anteil der Landwirtschaft am Gesamtwasserverbrauch beträgt nur 5 %, wohingegen der weltweite Durchschnittswert bei rund 70 % liegt.

Viele Importprodukte, darunter diverse südeuropäische Obst- und Gemüsesorten, stammen aus Regionen,  die mit Wasserknappheit zu kämpfen haben. Aus finnischer Sicht sollte daher beim Nachhaltigkeitsvergleich zwischen Import- und einheimischer Ware neben Klimaschutzfragen auch die Wassersituation der jeweiligen Anbauregion berücksichtigt werden.

 

Datenbanktabellen


Trinkwasserqualität 2011-2013

Wasserqualität der als hervorragend eingestuften Badestrände 2016

Nitratkonzentrationen im Grundwasser 2000-2012

Langzeitdurchschnitt der Süßwasserressourcen

 

Bibliografie


[1] Source: European Commission, Drinking water reporting requirements and synthesis reports, Link
[2] Mitikka, S. (ed.), Grönroos, J., Kauppila, P., Kauranne, L., Orvomaa, M., Rankinen, S. & Salminen, A. (2017) Nitraattidirektiivin täytäntöönpano Suomessa, Raportointijakso 2012–2015, Helsinki 2017, Finnish Environment Institute and Ministry of Environment, p. 76, Link zum Bericht
[3] Meriläinen, P., Salminen, J., Britschgi, R., Nystén, T. & Pitkänen, T. (2017) Esiselvitys yhdyskuntien ja ruoantuotannon veden käytön riskien hallinnasta ja mahdollisuuksista, Working paper 32/2017, National Institute for Health and Welfare, THL
[4] Natural Resources Institute Finland, Nitrate content in surface water and groundwater, Link
[5] Eurostat, Water Exploitation Index, Link
[6] European Environment Agency, Water exploitation index plus (WEI+) for river basin districts, Link 
[7] Salminen, J., Tikkanen, S., Koskiaho, J. (2017) Towards water-smart circular economy, Finnish Environment Institute, reports 16/2017, Link zum Bericht

 

Oberes Bild: Pixabay

 

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