Geochemische Zusammensetzung

Die Zusammensetzung des Erdbodens ist ein kompliziertes Zusammenspiel der Elemente. Europaweite geochemische Vergleiche werden von EuroGeoSurveys  (Zusammenschluss der geologischen Dienste in Europa) ) durchgeführt, die 2005/2006 den ersten geochemischen Atlas des Kontinents veröffentlichte.[1] Die jüngste Studie GEMAS der Organisation befasst sich insbesondere mit der Zusammensetzung landwirtschaftlich genutzter Böden und ist die erste ihrer Art.  Die Studie vergleicht die Mineralstoffe und Metalle harmonisierter, qualitätsgeprüfter[2] Acker- und Weidelandproben aus ganz Europa.

Hierzu wurden 2008 – 2009 insgesamt 2108 Proben von Äckern (Pflügetiefe 0-20 cm) und 2023 Proben von dauerhaft genutzten Weiden (Tiefe 0-10 cm) gesammelt.  Sie wurden aus Planquadraten von 50km x 50km entnommen, d.h. 1 Stk/2500 km².  Insgesamt umfasste das Untersuchungsgebiet 33 europäische Länder und 5,6 Mio. km² Bodenfläche. Das Probenmaterial wurde getrocknet für die unter Verwendung einer Königswasserlösung durchgeführte Analyse auf eine Korngröße von unter 2 mm gesiebt. Die Ergebnisse wurden 2014 in zwei Büchern veröffentlicht.[3]

Die Menge der in nordeuropäischen Böden nachgewiesenen chemischen Elemente waren in vielen Fällen (z.B. As, Cd, Co, Cu, Mn, Pb) deutlich geringer als in Süd- und Südwesteuropa und betrug z.T. weniger als ein Drittel der dortigen Werte. Typischerweise ändert sich die Bodenzusammensetzung an der Südgrenze der Eiszeitgletscher, d.h. die Gründe sind hauptsächlich geologischer Art. Die geografische Verteilung der Inhaltsstoffe Acker- und Weidelandproben ist in ganz Europa nahezu identisch und die Stoffkonzentrationen gut untereinander vergleichbar. Gebiete mit erhöhten Metallgehalten sind leicht erkennbar und lassen sich meist mit bekannten Mineralisierungszonen und alten Bergbaugebieten in Verbindung bringen.

Cadmium- und Bleigehalt in europäischen Agrarböden[4]

Selen- und Schwefelkonzentrationen werden durch das Seeklima in Küstennähe bewirkt (Selen- und Schwefelkarten).

Schwefel- und Selengehalt in europäischen Agrarböden[4]

Die regionale Verteilung vieler Elemente (z.B. Quecksilber, Schwefel und Selen) hängt stark mit dem organischen Erdboden zusammen. In Finnland beispielsweise entstanden viele Ackerflächen auf Torf- oder sumpfigen Böden, welche zur Bindung dieser Elemente tendieren. Die Anomalien der TOC-Karte in Finnland erklären sich durch den Gehalt organischer Kohle im Boden; diese bindet Quecksilber aus der Luft.

Anteile von Quecksilber und organischer Kohle (Total Organic Carbon, TOC) in europäischen Agrarböden[4]

Einige der größten Städte (z.B. London und Paris) unterscheiden sich u.a. auf den Karten für Quecksilber und Blei deutlich von den übrigen Regionen, aber in den meisten Fällen sind menschliche Einflüsse auf den großzügig bemessenen GEMAS-Planquadraten nicht auszumachen. Um sie zu verdeutlichen, wäre eine erheblich größere Probendichte erforderlich. Das Umfeld von Berlin wurde in den neunziger Jahren auf einer Fläche von fast 80 x 60 km genauer untersucht: bei dieser Gelegenheit wurde nahezu auf jedem Quadratkilometer eine Probe genommen. Dabei fanden sich deutlich erhöhte Cadmium-, Blei-, Zink-, Kupfer- und Quecksilbervorkommen in Industriegebieten (speziell Metall-, Stahl- und Baustoffproduktion) sowie in landwirtschaftlichen Gebieten, in denen klärschlammbasierte Düngemittel verwendet wurden.[5]

Bei einigen Metallen, darunter Zink und Kupfer, handelt es sich um Bioelemente, die in kleinen Mengen unentbehrlich für alle Organismen einschließlich des menschlichen Körpers sind, in größeren Mengen jedoch die Gesundheit gefährden. Ähnlich verhält es sich mit Fluor im Trinkwasser: in kleinen Mengen ist dieser Stoff gut für die Zähne, in großen jedoch schädlich für die Knochen.  Der Zink- und Kupfergehalt der finnischen Böden entspricht etwa dem europäischen Durchschnitt.

Kupfer- und Zinkgehalt in europäischen Agrarböden[4]

Die Ergebnisse der GEMAS-Untersuchung lassen keine unmittelbaren Rückschlüsse auf den Schwermetallgehalt der in Europa angebauten Pflanzen zu. Die verwendeten Methoden (Königswasserlösung und kleine Korngröße) geben zwar Aufschluss über den Gehalt der Stoffe im Boden, es hängt jedoch von dessen sonstiger Beschaffenheit ab, in welchem Ausmaß sie in die Pflanzen gelangen. Beispielsweise enthalten die typischen lehmigen Ackerböden der nordischen Länder viele Metalle, die jedoch nicht ohne weiteres von den Pflanzen verwertbar sind. Außerdem variiert die Art der Absorption biogener Elemente zwischen den einzelnen Pflanzenarten. Trotz dieser Einschränkungen lassen die GEMAS-Karten darauf schließen, dass die Häufung bestimmter Metalle im Boden sich in der Belastung der darauf wachsenden Pflanzen niederschlägt.

Fremdstoffakkumulation im Boden

Die Reinheit des Ackerbodens hängt auch von den zugegebenen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln ab. Neben Pflanzenschutzmitteln und Kunstdünger werden auf die Felder auch Gülle aus der Nutztierhaltung und andere organische (z.B. aus Klärschlamm veredelte) Düngemittel angewendet.

Der Schwermetallgehalt dieser Dünger ist normalerweise bekannt. In der finnischen Düngemittelrichtlinie sind Grenzwerte für Schwermetalle festgelegt. Produkte, die diese Werte überschreiten, dürfen nicht verkauft werden. Für Cadmium, das sowohl über Phosphordünger als auch aus der Luft in den Boden gelangen kann, ist auch auf EU-Ebene eine Obergrenze vorgeschrieben. Die landesspezifischen Grenzwerte für Düngemittel variieren jedoch, wobei das finnische Limit mit 22 mg/kg P2O5 zu den strengsten der EU zählt (Verordnung 24/11 des Landwirtschaftsministeriums, S. 24). Die neue EU-Verordnung[6] enthält striktere Grenzwerte für den Cadmiumgehalt von Phosphordüngern, um deren Gesundheits- und Umweltrisiken zu reduzieren.[7] Das Phosphat aus dem Bergwerk Siilijärvi enthält erheblich weniger Cadmium als das der meisten anderen bedeutenden Phosphatvorkommen weltweit.

Die derzeitige Situation des Nährstoffkreislaufs wurde im Frühjahr 2017 von den finnischen Forschungsinstituten Luke, Evira, SYKE und VTT gemeinsam untersucht (Marttinen u.a. 2017). Die Studie ergab, dass in Finnland jährlich etwa 17 Mio. t Gülle aus der Viehhaltung entstehen. Davon werden 95 % direkt als Dünger auf die Felder ausgebracht und nur 5 % weiterverarbeitet. Die Stickstoff- und Phosphorzugaben auf finnischen Äckern stammen hauptsächlich aus drei Quellen.

Geschätzte Gesamtausbringung von Phosphor uns Stickstoff (t/Jahr) in der finnischen Landwirtschaft 2014-2016

Phosphoreinsatz Stickstoffeinsatz
Anorganische Dünger 11,300 148,000
Gülle 19,300 76,000
Düngemittel aus Recyclingnährstoffen 170 4,000
Gesamt (t/Jahr) 32,300 228,000

Quelle: Marttinen, S. et. al. (2017) Kohti ravinteiden kierrätyksen läpimurtoa: Nykytila ja suositukset ohjauskeinojen kehittämiseksi Suomessa, Natural Resources Institute Finland, 45/2017, 45 p. Link zur Publikation

Die Güllemenge der einzelnen Länder ist direkt proportional zum Umfang der jeweiligen Viehwirtschaft. Die Nutzung von Gülle als Dünger ist in allen Ländern gängige Praxis. In Regionen mit besonders intensiver Nutztierhaltung wie Belgien, die Niederlande und Nordwestdeutschland übersteigt die anfallende Güllemenge den Düngebedarf, sodass entweder der Gülle überflüssige Nährstoffe entzogen werden  (z.B. durch Verdunstung molekularen Stickstoffs oder durch Verbrennung) oder sie in verarbeiteter oder unverarbeiteter Form exportiert wird. Viehzuchtintensive Gebiete mit übermäßigem Gülleaufkommen gibt es in vielen Ländern, darunter auch Finnland.  Speziell in den Regionen Österbotten, Satakunta und Varsinais-Suomi übersteigt die Güllemenge, und insbesondere deren Phosphorgehalt, den regionalen Düngebedarf. Etwa 20 % des finnischen Güllephosphors fällt in Gebieten an, in denen seine Menge über dem lokalen Bedarf liegt. Der Transport des überschüssigen Phosphors in andere Regionen zwecks Ersetzung der dort gebräuchlichen anorganischen Phosphordünger  setzt üblicherweise dessen Verarbeitung voraus.[8]

Nationale Gesetzesvorschriften haben Einfluss auf die Güllenutzung und die zulässigen Verbreitungsmengen und Nährstoffgehalte sind von Land zu Land verschieden. Internationale Vergleichsstatistiken hierzu liegen derzeit nicht vor. Die Nitratrichtlinie der EU ist klar formuliert und allen Mitgliedsländern gemeinsam, doch in manchen Ländern gilt sie nur für bestimmte Regionen. Auch bei der Umsetzung auf nationaler Ebene gibt es Unterschiede.

Der Schwermetallanteil von Gülle ist laut internationaler Studien  normalerweise geringer als der des ebenfalls zu Düngungszwecken genutzten Klärschlamms.[9] In Finnland, Schweden und Deutschland untersuchte Gülleproben wiesen typischerweise einen höheren Schwermetallgehalt auf als Superphosphate (ausgenommen Cadmium), aber einen niedrigen als Klärschlamm. Die Schwermetallanteile waren in allen drei Ländern und bei unterschiedlichen Tierarten ähnlich, abweichend war nur der höhere Zinkgehalt in schwedischer Gülle.[10]

Im Biosafe-Projekt des Landwirtschafts- und Lebensmittelforschungszentrums MTT wurde durch Korrelationsberechnung der Zusammenhang zwischen den in Biogasanlagen vergorenen Substraten und den im Gärrest enthaltenen Schadstoffen und Medikamentenrückständen erforscht. Es konnte jedoch kein eindeutiger Zusammenhang zwischen organischen Verbindungen oder deren Kombinationen und einzelnen Substraten nachgewiesen werden. Schädliche organische Verbindungen fanden sich im Endprodukt ungeachtet dessen, davon ob es sich beim zugrundeliegenden Rohstoff um Klärschlamm, kommunalen Biomüll, Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie oder Gülle handelte. Im Hinblick auf Arzneimittelrückstände scheint die Herkunft des Substrats jedoch eine größere Rolle zu spielen als hinsichtlich anderer organische Schadstoffe: Je höher der Klärschlammanteil, desto mehr Rückstände diverser Pharmazeutika in den Gärrückständen. Bei den mit Gülle in Bioanlagen gelangenden Tierarzneirückständen handelt es sich hauptsächlich um Antibiotika und Wurmmittel[11], von denen besonders erstere in Finnland vergleichsweise sparsam angewendet werden (Gebrauch von Antibiotika).

Schädliche Chemikalien geraten nicht nur mit dem Dünger in den Boden, sondern auch aus der Luft. Laut den Ergebnissen der BIOSAFE-Studie  stammen die untersuchten Chemikaliengruppen etwa zu gleichen Anteilen aus Düngung und Luft. In Finnland wurde jedoch festgestellt, dass  die Bodenbelastung durch landwirtschaftlichen Klärschlamm und Gärrückstände in vielen Fällen  deutlich höher ist  (bei PBDE-Verbindungen um das 400- bis 5700-fache, bei PCB-Verbindungen ebenfalls oft um drei- und bei PFAS-Verbindungen um zweistellige Faktoren) als die luftverschmutzungsbedingte.[12]

In der RUSSOA-Untersuchung zum Schadstoffgehalt mit Klärschlammpräparaten behandelter Böden fanden sich im Vergleich zu den Referenzgebieten  deutlich höhere Anteile von PBDE-Verbindungen, Medikamenten und DEHP.[13]

Schädliche organische Verbindungen fanden sich im Endprodukt ungeachtet dessen, davon ob es sich beim zugrundeliegenden Rohstoff um Klärschlamm, kommunalen Biomüll, Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie oder Gülle handelte. Im Vergleich zu Gülle aus Nutztierställen ist bei Klärschlamm mit höherem Aufkommen bestimmter Schadstoffe wie beispielsweise Brandschutz- und anderen Oberflächenbehandlungsmitteln zu rechnen. Auch bei den Medikamentenrückständen sind Unterschiede zu erkennen: In Finnland werden sowohl hinsichtlich Menge als auch Sortenvielfalt verhältnismäßig wenig Antibiotika an Nutztiere verabreicht (Gebrauch von Antibiotika), dafür ist ihre Verwendung in der Humanmedizin verbreiteter als in den meisten europäischen Ländern.[14] Neben Arzneimittelrückständen und anderen Schadstoffrückständen aus Haushalten und Industrie  findet sich im Klärschlamm auch Mikroplastik.  Schätzungen zufolge geraten allein aus der Wäsche synthetischer Textilien jährlich 154 t Kunstfasern in finnische Kläranlagen[15], wovon ca. 99 % in den Klärschlamm geraten.[16] Diese etwa 150 Tonnen machen etwa ein Tausendstel der Gesamtmenge des jährlich in Finnland anfallenden Klärschlamms (rund 150 000 t)aus,  aber zusammen mit dem aus anderen Quellen stammenden Mikroplastik ist der Anteil insgesamt sogar noch deutlich höher.

In der EU-Richtlinie 86/278 über den Schutz des Bodens bei Verwendung von Klärschlamm in der Landwirtschaft wurden Grenzwerte für den Schwermetallgehalt festgelegt. Die in der finnischen Düngemittelvorschrift definierten Grenzwerte sind jedoch noch niedriger als diese und zählen zu den strengsten in der gesamten EU.[17] Der Schwermetallgehalt der landwirtschaftlich genutzten kommunalen Klärschlämme wurde zuletzt vor etwa einem Jahrzehnt in einem Bericht der EU-Kommission behandelt. Finnland wies im Gesamtvergleich von sechs Indikatoren den geringsten Belastungswert auf. Auch bei den einzelnen Schwermetallen mit Ausnahme von Kupfer erzielte Finnland die besten Ergebnisse.

Schwermetallgehalt auf Felder ausgebrachter Klärschlämme (mg/kg Feststoff), 2006

Source: Salado, R. et al. (2010) Environmental, economic and social impacts of the use of sewage sludge on land, Final Report, Part II: Report on Options and Impacts, European Commission, Link zum Bericht

Die Verwendung von Klärschlamm auf Ackerland ist einer der wenigen Bodenqualitäts- und -reinheitsfaktoren, über die internationale Vergleichsstatistiken vorliegen. Das Ausmaß der landwirtschaftlichen Nutzung des in den europäischen Ländern anfallenden Klärschlamms schwankt erheblich: von 0-90 %. Der Nullwert in den Niederlanden und der Schweiz erklärt sich aus dem Nutzungsverbot bzw. der Praxis, den Klärschlamm zu verbrennen. Verbrennung ist eine der üblichsten Entsorgungsmethoden für kommunale Klärschlämme. Weitere Alternativen sind u.a. Kompostierung, Vergärung in Biogasanlagen, Deponierung und Landschaftsbau. Laut der offiziellen Vergleichsstatistik für das laufende Jahrzehnt werden in Finnland nur 5 % des Klärschlamms landwirtschaftlich genutzt, was zu den geringsten Werten in Europa zählen würde.

Eine im Herbst 2017 von der Union der finnischen Wasserwerke durchgeführte Untersuchung[18] deckte jedoch einen Fehler in dieser Statistik auf: In Wirklichkeit lag der Anteil 2015 bei einem Drittel und 2016 sogar bei 40 %. Die Diskrepanz war darauf zurückzuführen, dass die Wasserwerke früher den landwirtschaftlichen Gebrauch von Klärschlamm nur dann meldeten, wenn der Endabnehmer eindeutig als Bauernhof identifiziert war. In der Regel nicht erfasst wurde dagegen der weitaus größere Teil des Materials, welcher vor der Ausbringung auf die Felder in Aufbereitungsanlagen veredelt wurde. Die neue Untersuchung gründete sich auf Umfragen in den verarbeitenden Betrieben. Die Gesamtmenge des von diesen behandelten Materials entspricht mit etwa 150 000 t in etwa dem jährlich in Finnland anfallenden Klärschlammvolumen. In diesem Fall handelt es sich somit tatsächlich um eine umfassende Analyse. Zum Teil hängt der Unterschied zwischen älteren und aktuellen Statistiken auch durch die jüngsten Änderungen auf dem Klärschlamm-Markt zusammen. Das Verbot der Deponierung organischer Abfälle betrifft auch kommunalen Klärschlamm, der früher gerne in der Deckschicht von Müllhalden verwendet wurde. Somit wurde das Ausweichen auf alternative Verwertungsmöglichkeiten zu einer Notwendigkeit. Ohnehin hätte sich dieser Bedarf verringert, da Abfälle in zunehmendem Maße verbrannt werden, anstatt auf Deponien zu enden. Die landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm hat sich auch durch die zunehmende Verbreitung von Biogasanlagen verstärkt.

Klärschlammverwendung in der Landwirtschaft nach Ländern

Quelle: Eurostat, Sewage sludge production and disposal data [env_ww_spd]. Hinweis: Die Zahlen stammen aus den Jahren 2010-2015, wobei jeweils die jüngste bekannte Zahl für das betreffende Land verwendet wird.

Durch diese Korrektur zählt Finnland nicht länger zu den Ländern mit geringem Klärschlammanteil an der Düngung. Nur in zehn der verglichenen Länder wurden mehr als 40 % des Klärschlamms landwirtschaftlich genutzt.

Die Ergebnisse des Berichts haben in Finnland lebhafte öffentliche Diskussionen geweckt. Derzeit liegen keine genauen Zahlen darüber vor, in welchem Ausmaß Arzneimittelrückstände und Chemikalien in Ackerpflanzen gelangen, was mit dem im Klärschlamm enthaltenen Mikroplastik geschieht und wie groß der Risikofaktor ist, der sich mit dem landwirtschaftlichen Gebrauch dieses Materials verbindet. Zusätzliche Unsicherheit entsteht dadurch, dass für Arznei- und andere Chemikalienrückstände bislang keine Grenzwerte definiert wurden. Viele Lebensmittelproduzenten, Getreidehändler und Industriebetriebe verweigern oder beschränken daher den Kauf von Getreide, das von mit Klärschlamm gedüngten Äckern stammt. Dies betrifft insbesondere Lebensmittel- und Exportgetreide.

Das Volumen des landwirtschaftlich genutzten Klärschlamms im Verhältnis zur insgesamt landwirtschaftlich nutzbaren Fläche des jeweiligen Landes lässt Rückschlüsse auf die relative Menge des auf die Äcker ausgebrachten Klärschlamms zu. Die finnischen Zahlen stammen aus dem Jahr 2015. Der durchschnittliche Nutzungsgrad kommerzieller Klärschlämme in der Landwirtschaft betrug etwa 22 kg/ha, was etwa den Werten der übrigen nordischen Länder mit Ausnahme Norwegens entspricht. Die tatsächlichen Mengen je Hektar auf den betroffenen Feldern waren jedoch in allen Ländern erheblich größer, da diese Art von Düngern nur auf einem Bruchteil der Gesamtackerfläche zum Einsatz kam.

Durchschnittlicher landwirtschaftlicher Einsatz von Klärschlamm im Verhältnis zur Gesamtagrarfläche

Quelle: eigene Berechnungen auf der Grundlage von Eurostat, Sewage sludge production and disposal data [env_ww_spd] and Utilised Agricultural Area [apro_acs_a]. Hinweis: Die Zahlen stammen aus den Jahren 2010-2015, wobei jeweils die jüngste bekannte Zahl für das betreffende Land verwendet wird.

Die Nutzung von Klärschlamm in Parks und Grünanlagen anstatt auf Feldern ist aus Sicht der Lebensmittelindustrie erstrebenswert, bringt aber ebenfalls Umweltrisiken mit sich. Die finnische Technologieindustrie hat es sich zur Aufgabe gemacht, langfristig sinnvolle Verwertungsalternativen für Klärschlamm zu finden,  und entwickelt bereits diverse innovative Lösungskonzepte.[19]

Finnische Böden zählen in vielerlei Hinsicht zu den saubersten Europas. Der Schwermetallgehalt in Düngemitteln wird durch strenge Vorschriften begrenzt. Es fehlen jedoch umfassende internationale Vergleiche in Bezug auf organische Verbindungen sowie auf bestimmte Chemikalien.

 

Bibliografie


[1] Salminen, R. (ed) Geochemical Atlas of Europe, FOREGS, Link
[2] Sämtliche Proben wurden innerhalb einer kurzen Zeitspanne mittels identischer Geräte und Verfahren entnommen. Die Entnahmeorte verteilten sich gleichmäßig auf ganz Europa und sämtliche Proben wurden im selben Labor analysiert. Qualitätskontrolle und Dokumentierung wurden von einer externen Stelle nach strengen Vorgaben durchgeführt. Weitere Informationen
[3] Reimann C., Birke, M., Demetriades, A., Filzmoser, P., O’Connor, P. (2014) Chemistry of Europe’s Agricultural Soils, Part A Methodology and Interpretation of the GEMAS Data Set, 523 pages; Part B: General Background Information and Further Analysis of the GEMAS Data Set, 352 pages, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.
[4] Quelle der auf dieser Seite verwendeten Karten: Data DVD Reimann, C., Birke, M., Demetriades, A., Filzmoser, P. & O’Connor, P. (eds.) “Chemistry of Europe’s Agricultural Soils. Part A”; Geol. Jb., B 102; © 2014, BGR, Hannover, Germany.
[5] Birke, M. & Rauch, U. (2000) Urban Geochemistry: Investigations in the Berlin Metropolitan Area, Environmental Geochemistry and Health (2000) 22:233, Kluwer Academic Publishers.
[6] Die derzeit geltende Vorschrift ist die Richtlinie 2003/2003/EG des Europäischen Parlaments und des Rates.
[7] Press release of European Council, EU fertilisers: Council agrees terms of mandate, Link 
[8] Marttinen, S., Venelampi, O., Iho, A., Koikkalainen, K., Lehtonen, E., Luostarinen, S., Rasa, K., Sarvi, M., Tampio, E., Turtola, E., Ylivainio, K., Grönroos, J., Kauppila, J., Koskiaho, J., Valve, H., Laine-Ylijoki, J., Lantto, R., Oasmaa, A., zu Castell-Rüdenhausen, Malin. (2007) Kohti ravinteiden kierrätyksen läpimurtoa: Nykytila ja suositukset ohjauskeinojen kehittämiseksi Suomessa, Natural Resources Institute Finland, 45/2017, 45 p. Link  
[9] Bloema, E., Albihn, A., Elving, J., Hermann, L., Lehmann, L., Sarvi, M., Schaaf, T., Schick, J., Turtola, E. &  Ylivainio, K. (2017) Contamination of organic nutrient sources with potentially toxic elements, antibiotics and pathogen microorganisms in relation to P fertilizer potential and treatment options for the production of sustainable fertilizers: A review, Science of the Total Environment 607–608 (2017) 225–242, p. 227.
[10] Sarvi, M., Ylivainio, K., Turtola, E. (2017) Report on environmentally relevant heavy metals in P-fertilizer materials, Link 
[11] Marttinen, S., Suominen, K., Lehto, M., Jalava, T & Tampio, E. (2014) Haitallisten orgaanisten yhdisteiden ja lääkeaineiden esiintyminen biokaasulaitosten käsittelyjäännöksissä sekä niiden elintarvikeketjuun aiheuttaman vaaran arviointi – BIOSAFE-hankkeen loppuraportti, MTT Reports No 135, Link, p. 51
[12] Kasurinen V., Munne P., Mehtonen J., Türkmen A., Seppälä T., Mannio J., Verta M., Äystö L. 2014. Orgaaniset haitta-aineet puhdistamolietteissä. Finnish Environment Institute, Reports No 6/2014
[13] Fjäder P. 2016. Yhdyskuntajätevesilietteiden maatalouskäytön ja viherrakentamisen riskit – RUSSOA I-III Loppuraportti. Finnish Environment Institute, Reports No 43/2016                                                                                                                                                                                                                                                           [14] Finland was situated to the middle of the ranking of ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control), which included 30 European countries by their human use of antibiotics. Eleven countries had less antibiotic use than Finland in 2015. Link zum Bericht
[15] Sillanpää M., Sainio P. 2017. Release of polyester and cotton fibers from textiles in machine washing. Environ Sci Pollut Res 24: 19313-19321.
[16] Talvitie, J., Mikola, A., Setälä, O., Heinonen, M., Koistinen, A. 2017. How well is microlitter purified from wastewater? A detailed study on the stepwise removal of microlitter in a tertiary level wastewater treatment plant. Water Research 109, 164–172.
[17] European Commission, Disposal and recycling routes for sewage sludge Part 2 – Regulatory report, p. 14
[18] Vilpanen, M. & Toivikko, S. (2017) Yhdyskuntalietteen käsittelyn ja hyödyntämisen nykytilannekatsaus, Finnish Water Utilities Association (FIWA) Publication nro 46, 38 p., Link zum Bericht (auf Finnisch)
[19] Aktuelles Beispiel: Teknologiateollisuus – Outotecilta ratkaisuja jätevesien käsittelyyn (Artikel über neue Aufbereitungsverfahren, in finnischer Sprache) Link zum Artikel

 

Oberes Bild: Csaba Jansik

Share This