Fischerei

Wichtigste Voraussetzung für Nachhaltigkeit der kommerziellen Fischerei ist die Einhaltung der behördlich genehmigten Vorschriften, sowohl auf nationaler wie auch auf EU-Ebene.

Die wichtigsten Beutefische der Ostsee sind Ostseehering (auch als Strömling bekannt) und Europäische Sprotte. Die Fangquoten werden auf Basis der Bestandssituation festgelegt. Im Bottnischen Meerbusen wachsen die Heringsquoten seit Jahren. Auch 2017 wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Im September 2017 beschloss der Landwirtschaft- und Fischereirat jedoch eine Verringerung dieser Quote um  40 % auf eine Menge von 69 000 t. Insgesamt wurde die Heringsquote für die finnischen Bereiche der Ostsee von mehr als 170 000 t (2017) auf etwa 114 000 t (2018) gesenkt, was ungefähr dem langfristigen Normalniveau entspricht.

Der private Zertifizierungsprozess des MSC (Marine Stewardship Council) für Ostseehering und Europäische Sprotte wurde in der ersten Jahreshälfte 2018 abgeschlossen. Das angesehene MSC-Zertifikat ist im weltweiten Handel von zunehmender Bedeutung.

Auch für den wichtigsten Fisch der finnischen Binnengewässer, die Kleine Maräne, wird die Nachhaltigkeitszertifizierung vorbereitet. In der Vorbewertung wurde festgestellt, dass die Schleppnetz- und Ringwadenfischerei im Saimaa-Gebiet allem Anschein nach die Nachhaltigkeitskriterien des MSC erfüllen, und die umfassende Beurteilung ist derzeit im Gange. Die Menge der nachwachsenden Kleinen Maränen in finnischen Gewässern liegt bei 8 000 – 13 000 t pro Jahr; 2014 fingen professionelle Fischer insgesamt 2 800 t, was als ökologisch nachhaltig angesehen werden kann.[1]

Im Vergleich zu anderen Proteinquellen hat Ostseefisch deutlich bessere Nährwerte und der ökologische Fußabdruck von Fischerei und Verarbeitung ist vergleichsweise gering. Zudem trägt der Fischfang in bemerkenswertem Umfang zur Reduktion des Phosphor- und Stickstoffgehalts von Meer und Seen bei.

Fischzucht

Die Fischzucht ist genehmigungspflichtig und unterliegt strengen Vorschriften und Kontrollen. Die finnischen Fischzuchtbetriebe sind teils an der Küste, teils an den Binnengewässern angesiedelt. Neu sind außerdem Kreislaufbetriebe, in denen das Schmutzwasser zur erneuten Nutzung wiederaufbereitet wird.

Neben der ökologischen spielen auch wirtschaftliche und soziale Verantwortung in Betriebsführung und Produktion eine wichtige Rolle: Finnlands Fischzüchter verpflichten sich hohen ethischen Standards in Bezug auf Tier- und Umweltschutz  sowie Arbeitssicherheit und befolgen umfassende Richtlinien über den schonenden Umgang mit Fischen und Gewässern.

Saubere Gewässer sind für Fischzüchter gleichzeitig ein Selbstzweck, da sie eine Grundvoraussetzung für die Gesundheit des Bestands darstellen. Die durch Fischzucht verursachte Umweltbelastung ist seit Anfang der neunziger Jahre drastisch zurückgegangen: um mehr als 70 %. Heutzutage machen Phosphorrückstände aus der Fischzucht nur noch 1,8 % der vom Menschen verursachten Gesamtnährstoffbelastung aus.

Für das Betreiben von Fischzuchtanlagen ist eine Umweltgenehmigung erforderlich. In ihr wird der Produktionsumfang so begrenzt, dass keine Gefahr für die umgebenden Gewässer besteht. Bei der Beurteilung der Umweltauswirkung spielt die regelmäßige Kontrolle des Gewässerzustands eine wesentliche Rolle. Die Nährstoffbelastung der Umwelt geht zum größten Teil auf Viehfutter zurück, einschließlich Fischfutter. In Finnland gelangen in den letzten Jahren jedoch deutliche Verbesserungen. Effiziente Futternutzung schont nicht nur die Umwelt, sondern auch die Betriebsbilanz. Besonders effizient sind Fische: Die Erzeugung von 1 kg Fisch erfordert etwa 1 kg Futter. Das bedeutet einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck als bei Landtieren.

In Finnland wurden 2016 rund 14 400 t Speisefisch gezüchtet. Daran hatte die Regenbogenforelle mit 13 400 t einen Anteil von mehr als 90 %. An nächster Stelle stand der Lavaret mit 800 t, was in etwa der Menge der beiden Vorjahre entspricht. An sonstigen Speisefischen – Forelle, Seesaibling, Stör, Zander und Aal – wurden insgesamt etwa 200 t gezüchtet. Zu Speisezwecken wurden außerdem etwa 500 t Rogen von der Regenbogenforelle produziert.

Fisch aus Finnland – eine ökologische Alternative

Die Menge der im Ganzen aus Norwegen und Schweden nach Finnland eingeführten Lachse betrug mit über 35 000 t etwa das Zweieinhalbfache der gesamten einheimischen Zuchtfischproduktion. In Zukunft könnte die einheimische Regenbogenforelle jedoch den norwegischen Lachs auf finnischen Tellern ersetzen. Die Regenbogenforelle ist ein Raubfisch, und das bei ihrer Zucht verwendete Futter wird aus Fischmehl hergestellt.  Bisher wurde dieses importiert, doch seine Herstellung aus Ostseehering könnte künftig einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Nährstoffbelastung des Meeres leisten. Zu dieser Belastung trägt auch die Fischzucht selbst mit jährlich etwa 60 t Phosphor und 507 t Stickstoff bei. Durch Fischfang zwecks Futterherstellung könnten der Ostsee jährlich 75 t Phosphor (d.h. mehr als der die durch die Fischzucht verursachte Belastung) und 377 t Stickstoff entzogen werden.

Fotos: Jari Setälä

Dies würde die Nachhaltigkeit der finnischen Fischzucht zusätzlich erhöhen. Von den 2016 in der Ostsee gefangenen 137 000 t Hering wurden nur 3 % in Finnland als Speisefisch verwendet,  der Rest endete als Fischmehl (ca. 33 %), Tierfutter (ca. 50 %, verfüttert an Pelztiere in Finnland und Dänemark) oder Exportware. In der neuen Fischmehlfabrik in Kemiönsaari wird durch modernste Abscheidungsmethoden sichergestellt, dass das Endprodukt frei ist von dem in Ostseehering und Sprotte häufig auftretenden Dioxin.[2]

Trotz der Reduzierung der Fangquote besteht genug Spielraum für die zunehmende Fischfutterproduktion aus Ostseehering, die Zuchtfisch aus Finnland künftig zu einer noch ökologischeren Alternative machen könnte als bisher. Dass dieses Ziel nicht kurzfristig erreichbar ist, liegt hauptsächlich an der Ausführlichkeit der Umweltgenehmigungsverfahren.

 

Links


Natural Resource Institute Finland, Statistics, Commercial marine fishery, Link

Natural Resource Institute Finland, Statistics, Commercial inland fishery,  Link

Natural Resource Institute Finland, Statistics, Aquaculture, Link

Suomen Ammattikalastajaliitto SAKL (auf Finnisch / Schwedisch)

Suomen Kalankasvattajaliitto ry (auf Finnisch)

East Finland Fisheries Local Action Group (auf Finnisch / Englisch)

Pro Kala ry (auf Finnisch / Schwedisch / Englisch)

 

Bibliografie


[1] Marjomäki, T., Keskinen, T. & Karjalainen, J. (2016) The potential ecologically sustainable yield of vendace (Coregonus albula) from large Finnish lakes, Hydrobiologia, Springer International Publishing Switzerland 2016, Link zum Artikel
[2] Meriläinen, P., Salminen, J., Britschgi, R., Nystén, T. & Pitkänen, T. (2017) Preliminary survey of risk management and opportunities associated with water use in communities and food production. National Institute for Health and Welfare (THL). Discussion Paper 32/2017. 46 pages. Helsinki 2017. Link zum Bericht

 

Oberes Bild: Aarno Isomäki

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